Chiralität ist ein faszinierendes Phänomen, das häufiger auf der Welt vorkommt, als dem
üblichen Betrachter auf den ersten Blick bewußt wird. Bei genauerem Hinsehen wird dieser
jedoch feststellen, daß die Eigenschaft, daß zwei Strukturen sich wie Bild und Spiegelbild
zueinander verhalten, ohne sich jedoch direkt zur Deckung bringen zu lassen, in vielen
natürlichen wie künstlichen Objekten vorkommt. Ein Beispiel sind die Hände, von denen sich
auch der Name Chiralität ableitet (griechisch: cheir = Hand).1 Ein weiteres Beispiel stellen
Spiralen dar. Schneckenhäuser oder Schlingpflanzen winden sich um eine Achse und
erzeugen dadurch eine axiale Chiralität.
Dieses natürliche chirale Bauelement ist vom
Menschen auf künstliche Produkte übertragen worden, wie sich in Wendeltreppen oder
Schrauben zeigt. Neben der axialen Chiralität kommen auch weitere Chiralitätsmuster im
täglichen Gebrauch vor. Meist werden sie einem erst bewußt, wenn zwei chirale Körper
aufeinander treffen. So stellt uns zum Beispiel das Benutzen eines normalen Fotoapparats mit
der linken Hand vor eine ganz andere Aufgabe, als wenn wir die rechte Hand verwenden.
Hände wie Fotoapparate sind chiral und während Kameras in der Regel nur in einer
Spiegelbildform (Enantiomer) erhältlich sind, stehen dem Menschen beide enantiomere
Formen seiner chiralen Hände zur Verfügung (Racemat). Die Kombination zweier chiraler
Bausteine ergibt folglich unterschiedliche Verbindungen (Diastereomere), mit
unterschiedlichen Effekten und Wirkungen, wie an der unterschiedlichen Qualität der
gemachten Fotos leicht erkannt werden kann…