Die Verfasserin argumentiert aus einer doppelten Perspektive, der lateinamerikanischen und westeuropäischen Sichtweise. Im lateinamerikanischen Kulturkreis aufgewachsen, aber ebensogut in der europäischen Philosophietradition zuhause, ist es ihr möglich den Selbstfindungsprozess des lateinamerikanischen Denkens, ausgehend von dessen prähispanischen Wurzeln, in seiner Auseinandersetzung mit der europäischen Philosophie darzustellen.
Das Weltverständnis der lateinamerikanischen Denker wird auch heute noch von ihren Traditionen, Mythen und ihrer Geschichte bestimmt. DiePhilosophie Europas tritt ihnen einerseits als große Leistung einer fremden Welt entgegen und ist doch anderseits auch ihr eigenes hispanoamerikanisches Erbe. Der Widerspruch, dasselbe sowohl als Gegensatz wie auch als Eigenes verstehen zu müssen, das Problem der Authentizität, ist die Triebkraft der lateinamerikanischen Philosophie, zur Suche nach der Einheit von Gefühl und Verstand, vom Mythos und Rationalität. Philosophie in diesen Sinne ist nie reine Theorie, sondern immer auch Praxis und Einmischung für eine Politik der Befreiung.
In Lateinamerika erfolgt die Orientierung an der Gemeinschaft und deren Lebensgesetzen, nicht am individuellen Wohlergehen. Freiheit bedeutet hier diese Lebensgesetze aufzufinden und sie mit der Gemeinschaft zu realisieren.
Diese Philosophie sucht die Utopie, die Vergangenheit und Zukunft verbindet. Sie hat die Kraft zur Transformation und bietet die Möglichkeit zu einem Denken das über die reine Rationalität hinausgeht. Durch ihre Ziele wird sie zum Teil der interkulturelle Philosophie.