Warum ein weiteres Gefangenschaftstagebuch? Das haben mich meine Kinder und jungen Mitarbeiter gefragt, als wir dieses Dokument versuchten abzuschreiben oder zu scannen, damit es einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung steht: „Wozu noch ein weiteres Zeichen eines der vielen Offiziere, die den Zweiten Weltkrieg aktiv, begeistert und pflichtbewußt mitgemacht haben – obwohl es schon so viele davon gibt?“ Günter Haude, unser Vater, hat in einem Kriegsjahr, nämlich während des Rußlandfeldzuges 1941/42, und in der Gefangenschaft von Februar 1945 bis Mai 1946 Tagebuch geführt. Er hat damit zwei sehr unterschiedliche Dokumente geschaffen, sowohl in punkto Inhalt und Nachdenklichkeit als auch, was den Stil betrifft. Das Kriegstagebuch ist im Stil eines Chronisten gehalten, eines, der sein Kriegshandwerk gelernt hat und es nun im erwarteten Umfang ausführt.
Das paßte auch zu der Aufgabe Günter Haudes: Er war zuständig für die Dokumentation des Krieges, vor allem für die Fotodokumentation. Erst als die Umstände des Krieges – Mückenschwärme, Hitze, große Kälte – widriger wurden, als Unglücke und technisches Versagen sich häuften, wird offensichtlich, wie belastend diese Situation auch für ihn war. Ungerechtfertigte und unsachgemäße Entscheidungen von Vorgesetzten
vermerkt er deutlich. Über den Rußlandfeldzug wissen wir ziemlich viel, weil mehrere gut sortierte Fotoalben der Feldzüge existieren und auch genaue Zeitangaben der einzelnen Schlachten. Das Gefangenschaftstagebuch hatte wohl einen anderen Zweck: Unser Vater war zu dieser Zeit schon verheiratet und hatte einen kleinen Sohn – die Verantwortung und das Pflichtbewußtsein zu seiner Familie macht ihn nachdenklicher und tiefgründiger.
Klaus Henning
Ein deutscher Offizier Pilot in Rußland
Gefangener in Italien und Deutschland
1. Auflage
238 Seiten
Paperback
Reihe : ARMT
Bandnummer : 56
ISBN : 978-3-386130-459-3
40,40 €
Artikelnummer: 978-3-386130-459-3 Kategorie: ARMT
Gewicht | 330,00000000 g |
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Größe | 15,0 × 21,0 cm |