In der betriebswirtschaftlichen Literatur wird dieser Zeit häufig von ständigen, teils abrupten Veränderungen der Wettbewerbsbedingungen berichtet, die z. B. auf die Internationalisierung der Märkte, auf die Innovationsdynamik bei Produkten und Prozessen, auf die Globalisierung der Ressourcenbeschaffung oder auf den Wandel von Verkäufer- zu Käufermarkten zurückgeführt werden (Picot et al. 2001, S. 3; oder Duschek 2002, Grohmann et al. 2005). Ein solches Umfeld zwingt Unternehmen ihre bisherigen Strategien zumindest zu überdenken, um die eigenen Stärken und Schwächen in Hinsicht auf die sich ergebenden Chancen und Risiken zu ermitteln.
In Reaktion auf die genannten Umstände verfolgen viele Unternehmen die Strategie der Spezialisierung und Fokussierung auf Kernkompetenzen, die auf die Entwicklung herausragender (Dienst-)Leistungen ausgerichtet ist (Prahalad et. al 1990, Jagdev et al. 1998, Fearns 2004). Dies hat jedoch zur Folge, dass sich solche Unternehmen zunehmend durch unternehmensübergreifende Zusammenarbeit Zugang zu komplementärem Wissen verschaffen müssen: zu Wissen, dessen Entwicklung im eigenen Unternehmen im Zuge der Spezialisierung vernachlässigt wurde bzw. gar nicht mehr vorhanden ist (Bronder 1993, S. 20; Baumgarten 1998, S. 26; vgl. auch Ortmann, Sydow 2001).
Die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit bzw. Kooperation in einer Prozesskette ist jedoch nicht nur eine Frage der Strukturierung und Organisation von formalen Abläufen. Vielmehr beruht sie wesentlich auch auf der (Neu-)Konstituierung informeller Beziehungen, von Alltagsroutinen im Erfahrungsaustausch und in der Mobilisierung von Erfahrungswissen entlang der Prozesskette einerseits sowie andererseits von Mechanismen der Konfliktregelung und des Interessenausgleichs (Endres, Wehner 1996, S. XIV).
Der allgemein als wissensintensiv bezeichnete Bereich der Produktentwicklung, bildet oftmals den Gegenstand von Kooperationen (Gaul 2001, S. 4). Im Zusammenhang der unternehmensübergreifenden Produktentwicklung muss der Umgang mit Wissen so gestaltet sein, dass dieses entsprechend den vorherrschenden Rahmenbedingungen auch in angemessener Weise erzeugt und kommuniziert werden kann. Hierbei wird auch von der Gestaltung der „…Architektur der Wissenskanäle, welche externes Wissen in die eigene organisatorische Wissensbasis überführen…“ (Probst et al. 1999, S. 170) geschrieben. Da zu erwarten ist, dass viele Unternehmen in Zukunft danach streben werden, ihre Wissensmanagementaktivitäten vor allem im Bereich der unternehmensübergreifenden Kooperation zu erweitern (vgl. KPMG 2003), kann man von einem zunehmenden Bedarf an Instrumenten ausgehen, die den Umgang mit den resultierenden Konsequenzen ermöglichen.