Marcus Harun ist ein interessanter Mensch: Zur Jahrtausendwende war er als Offizier und Kompaniechef der NATO Stabilisierungstruppe in Bosnien stationiert, gründete daraufhin eine Hilfsorganisation in der Krisenregion und begleitet heute Führungskräfte in Themen der Teamarbeit, Führung und Kommunikation mit Coachings und Workshops auf hohem Anspruchsniveau.
Aus diesem seltenen – und überaus wertvollen – Erfahrungsschatz heraus entstanden 24 gefühlsstarke Kapitel. Es sind Essays, Novellen und Gedichte, die den Leser auf eine Reise entlang eines Flusses mitnehmen. Ursprung der autobiografischen Reise ist ein Kloster, von dessen Aufenthalt Harun schreibt: „Das Laptop ist offline und das Telefon noch eingeschaltet. Aber auf stumm gestellt. So wie ich.“
Die 24 Kapitel lassen den Leser zur Ruhe kommen – denn „Im Fluss“ steht für das Fließen des Wassers, das Leser und Autor vom ersten zarten Tropfen bis zum mächtigen Strom begleiten. An seinen Ufern verfolgt der Leser aus verschiedenen Perspektiven das Fließen des Lebens – in Bewegungen und Begegnungen. Die Essays, Novellen und Gedichte bewegen sich – poetisch verknüpft – durch unterschiedliche Regionen und Zeiten real existierender Flussläufe. Immer vom Autoren bereist bzw. erlebt, teilweise erlitten. Eine Reise zu Gedanken und Menschen mit Fragen, Zweifeln und bisweilen Antwortversuchen.
„…So ist aufrichtiges und dankbares Nehmen und Bitten gleichzeitig immer auch ein Geben und Ehren. Und bedeutet Nehmen auch Respekt dem Geber, der Gabe und sich selbst gegenüber – wenn wir Bitten und dankbares Nehmen von Fordern unterscheiden…“
„…Die unter rasenden Schmerzen zerfetzten Fasern des Herzmuskels bei den Abschieden fanden zwar nie wieder zusammen. Und ihre frei liegenden Nervenenden peitschen nun haltlos wie die geborstene Takelage eines havarierten Windjammers im Sturm, winden sich ruhelos wie ein durchschlagenes Hochspannungskabel unter Funken und bei jedem Aufschlagen auf umliegende Trümmerteile zucken sie wie die offene Zahnwunde bei Kältereiz…“
„…Vertrauen ist die vorab geschenkte Annahme einer aufrichtigen Haltung des Anderen und ihre ermutigende Ermöglichung…“
Aus dem Vorwort:
Der Ursprung dieser Zeilen liegt aber bereits in den Jahren 1999/2000 – in Bosnien. Es war die Begegnung mit einem zutiefst verwundeten Land und seinen geprüften Menschen vor unserer Haustür und die direkte Berührung mit den Folgen von unvorstellbarer Gewalt – es war aber auch gleichzeitig die Berührung mit bislang ungekannter Liebe, Herzlichkeit und Freundschaft im ehemaligen Kriegsland. Zunächst als Offizier der NATO-Friedenstruppen, seitdem im Zuge humanitärer Hilfe – und schlicht unter Freunden.