In dieser Studie wird fundamental-theologisch und auf der Basis einer interkulturellen Philosophie die christliche Angewiesenheit auf das (gegenwärtige) Judentum in den Blick genommen.
Diese Angewiesenheit kann auf der Grundlage der Heiligen Schrift nicht bezweifelt werden; vielmehr ergeben sich aus der hier vertretenen Lektüre von Röm 9-11 fünf zentrale Leitlinien, u.a. im Blick auf den niemals gekündigten Alten Bund sowie auf das gemeinsame Heil von Juden und Heiden aus eschatologischer Perspektive. Diese erlauben auch einen kritischen Umgang mit jenen neutestamentlichen Passagen, die antijudaistisch verstanden werden können. Ferner ist die christliche Angewiesenheit auf das Judentum in den letzten Jahrzehnten kirchenamtlich sehr nachdrücklich sowohl von katholischer als auch von evangelischer Seite ausgedrückt worden.
Selbiges kann allerdings von der gegenwärtigen (systematisch-)theologischen Reflexion nicht gesagt werden; verbunden mit einigen rühmlichen Ausnahmen begründet die vorliegende Studie die Angewiesenheit christlicher Theologie auf das Judentum um ihrer selbst willen – so muss z.B. jeder dogmatische Traktat auch vom jüdisch-christlichen Gespräch her entwickelt werden.
Damit stellt sich aber schließlich die Frage nach der Wechselseitigkeit des Verhältnisses, wobei hier auf der Basis historischer Untersuchungen für eine stärkere Berücksichtigung auch des christlichen Einflusses auf das Judentum plädiert wird.