Da flattern plötzlich schwarze Vögel auf das Fensterbrett, tapsen unbeholfen herein. Das Federkleid ramponiert, geknickt und angesengt zum Teil. Grausame Ereignisse und Erfahrungen sind aus dem Leben der Patientin vor mir aufgetaucht, grausame Erinnerungen voll Qual und Schmerzen. Angst und Schuldgefühle, obwohl sie das Opfer war. Die Erschütterung lässt die Luft nur schwer atmen. Ich kenne ihre wunderschönen und friedlichen griechischen und toscanischen Landschaften in meisterlicher Batik. „Du musst Deine Gefühle malen“, gebe ich ihr mit auf dem Weg. Und dann brechen die Bilder aus ihr heraus. Sie kann nächtelang nicht schlafen, muss malen. Es entstehen Bilder von starker Ausdruckskraft von heftiger Symbolik und grausigem Inhalt. Bilder, die fesseln und aufrütteln, die vor allem alle die erreichen, die die Erfahrungen von Helga Bode als eigene gemacht haben. Es entstehen annähernd hundert Bilder in den nächsten Monaten, die das Durcharbeiten der Höllen und Qualen zeigen und fühlbar machen, die Helga Bode erlebt.
Diese Zeit bringt sie an den Rand der Erschöpfung. Sie ringt mit ihren Bilder, will sich selber grausend zum Teil von ihnen abwenden, sie vernichten. Ich versuche sie festzuhalten; bestärke sie weiterzumachen. Helga Bode findet den Weg nach draußen. Es gibt eine Ausstellung in einer Frauen-Beratungsstelle. Über den Kinderschutzbund, der aufmerksam wird, folgen dann viele Ausstellungen in der Bundesrepublik. Es wird ruhiger und fester in dieser so einfühlsamen und gequälten Seele. Bis zum Tod einer lieben Freundin und anderen Erschütterungen, die sie dann wieder in innere Qualen stürzen. Es entsteht jetzt seit Sommer 05 eine neue Serie von Bildern mit vielschichtigen Dimensionen, mit unendlichen Räumen und wunderbaren Farben. Es ist faszinierend, dieser Künstlerin zuzusehen und sie erleben zu dürfen. Ich bin dankbar, an diesem Künstlerleben teilnehmen zu können.