Die Ausführung der gesamten schiffbaulichen Wertschöpfungskette von der Akquisition bis zur Ablieferung eines Schiffes setzen das Vorhandensein einer leistungsfähigen Organisation und entsprechender Informations- und Kommunikationsstrukturen sowie Datenaustauschstrukturen bei den beteiligten Partnern voraus. Die Erbringung einer gewünschten Marktleistung erfordert die Koordination der Abläufe, um Handlungsvorgänge zu ordnen und die zugehörigen Arbeits- und Bewegungsabläufe zu regeln. Diesen allgemeinen Zwängen sind auch Werften unterworfen, was unter anhaltendem wirtschaftlichen Druck der Unikatfertigung zu starker Konzentration und weitgehender Spezialisierung der internen Abläufe auf das jeweilige Kerngeschäft im ausgewählten Marktsegment geführt hat. Zudem werden auf den verschiedenen Werften unterschiedliche IT-Systeme parallel zueinander eingesetzt. Die Abwicklung von umfangreichen nationalen und internationalen Aufträgen in schiffbaulichen Kooperationen, d.h. in Arbeitsgemeinschaften und übergreifenden Netzwerken, erfordert eine weitgehende Abstimmung und Anpassung der organisatorischen Abläufe der Partner, die zu hohen Koordinationskosten und Zeitverlusten führen.
Beim Austausch von Produktdaten gibt es eine Vielzahl eingesetzter Systeme zur Kommunikation innerhalb und zwischen Unternehmen. Software-Systeme aus den Bereichen CAD, CAM, PDM, FEM etc. erzeugen eigene Formate, die nicht direkt in die empfangenden System importiert werden können. Besonders im Bereich des CAD-Datenaustauschs gibt es Standards, die eine große Verbreitung erlangt haben (z.B. IGES). Sollen darüber hinaus gehende Daten ausgetauscht werden, steht im Wesentlichen der ISO-Standard 10303 STEP mit den entsprechenden Protokollen und Confirmation Classes zur Verfügung.
Vor diesem Hintergrund ergibt sich die Fragestellung, ob für die wachsenden Anforderungen an Werften, Engineering-Dienstleister und Werft-Zulieferer, die in Kooperationen zusammenarbeiten, eine einheitliche Betrachtungsweise oder ein einheitliches System für organisatorische Abläufe entwickelt bzw. gefunden werden kann, welches trotz der Erfüllung gewisser individueller Anforderungen eine ganzheitliche Bearbeitung von schiffbaulichen Projekten in einem Verbund ermöglicht. Der Schwerpunkt des Verbundvorhabens war somit darauf ausgerichtet, die organisatorischen und Datenaustausch-Bedingungen von Schiffbau-Kooperationen zu untersuchen, zu strukturieren sowie allgemeingültige Modelle und Regelungen zu generieren. Dieses berührte die Forschungsfelder Prozessdokumentation und -verbesserung, Produktdatenmodellierung, Änderungsmanagement, Systemintegration sowie Aufbau und Kopplung unterschiedlicher Informations- und Kommunikationssysteme.