Die Organometallchemie der Seltenerdmetalle hat sich in den letzten Jahren schnell
entwickelt. Definierte Seltenerdmetall-Alkyl- und Hydrido-Komplexe werden in der
homogenen Katalyse von Polymerisationen angewendet. Sie zeigen oft eine höhere und
andersartige katalytische Aktivität als vergleichbare Übergangsmetall-Komplexe. Die
Insertion von Monomeren in eine Metall-Kohlenstoff- oder Hydrid-Bindung ist der erste
Schritt in der Polymerisation, was das Interesse an Alkyl- und Hydrido-Komplexen erklärt.
Unter dem Begriff Seltenerdmetall werden die Elemente der Gruppe 3 (Sc, Y, La) und der
Lanthanoide (Ce-Lu) aufgrund ihrer ähnlichen chemischen Eigenschaften zusammengefasst.
Die wichtigste Oxidationsstufe ist +III, die bis auf wenige Ausnahmen (Ce(IV), Sm(II),
Tb(IV), Tm(II), Yb(II)) auch die einzige in der Organometallchemie ist. Reaktionen wie
oxidative Addition und reduktive Eliminierung sind nicht möglich. Die Seltenerdmetalle
haben einen großen Ionenradius (0.87-1.16 Å; Ln3+, Koordinationszahl 8), der in
Abhängigkeit vom verwendeten Metall abgestuft werden kann (Kontrolle der Komplex-
Geometrie und Anzahl der freien Koordinationsstellen). Sie haben eine große Elektrophilie
und bilden gerne Verbindungen mit höheren Koordinationszahlen. Die f-Orbitale der
Lanthanoide gehen wegen ihrer geringen radialen Ausdehnung keine Wechselwirkung mit
den Liganden ein…