Wertschöpfungsprozesse erfolgen zunehmend in verteilten Unternehmensnetzwerken, so dass Produkte nicht mehr an nur einem Ort hergestellt werden. Durch die verteilte Produktion von teilweise immer komplexeren Produkten sowie verkürzten Produktlebenszyklen entstehen neue Herausforderungen für die Logistik, insbesondere für die Transportlogistik. Dies geschieht u. a. durch ein erhöhtes Transportvolumen bei gleichzeitiger Verkleinerung der Ladungen, einer gestiegenen Güterverkehrsleistung (Gewicht des Transportgutes multipliziert mit der zurückgelegten Strecke) [Ickert et al. 2007, S. 75] sowie einem Anstieg der Lieferfrequenzen. Die Herausforderungen führen zu einer höheren Belastung der logistischen Infrastrukturen und einem stark ansteigenden Planungs- und Steuerungsbedarf für die logistischen Prozesse.
Die dynamische und strukturelle Komplexität von Unternehmensverbünden verhindern jedoch oftmals die Bereitstellung aller entscheidungsrelevanten Informationen für eine zentrale Instanz zur Planung logistischer Prozesse. Aufgrund dieser Entwicklungen wird in der Zukunft die Planung und Steuerung der Logistik an ihre Grenzen stoßen. Der Grund dafür ist, dass herkömmliche Konzepte und Methoden für eine so große Anzahl logistischer Prozesse und damit verbundener Informationen nicht entwickelt wurden. Deshalb müssen neue Methoden und Konzepte entwickelt und implementiert werden [Freitag et al. 2004, S. 23].
Eine Möglichkeit zur Lösung von Problemen hoch belasteter logistischer Infrastrukturen bezüglich der Planung und Steuerung stellt das Konzept der Selbststeuerung dar. Selbststeuerung bedeutet, dass von logistischen Objekten Entscheidungen selbstständig getroffen und umgesetzt werden [Freitag et al. 2004, S. 23]. Selbststeuerung beinhaltet die selbstständige Entscheidungsfindung durch logistische Objekte und die Umsetzung dieser Entscheidung in den logistischen Prozessen. Die selbststeuernden logistischen Objekte durchlaufen in einem logistischen System Prozesse, die als selbststeuernde logistische Prozesse bezeichnet werden. Weil die logistischen Objekte in selbststeuernden logistischen Prozessen autonom agieren, wird in dieser Arbeit der Begriff „autonome Objekte“ für selbststeuernde logistische Objekte und selbststeuernde logistische Prozesse verwendet. Die Autonomie der logistischen Objekte wird dabei durch neue Informations- und Kommunikationstechnologien, sowie neue Ansätze zur Planung und Steuerung der logistischen Prozesse ermöglicht.